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USA Reise

Ein Blog über eine Reise in die USA

20 April - 21 April: Mit dem Amtrak nach Mount Shasta

May 19, 2024 — R.A. te Boekhorst

Früh ging es los, wir liefen von unserem Hotel in Tukwila (Stadteil in Seattle) zum Bahnhof und düsten damit ein letztes mal zum Hauptbahnhof von Seattle.

Bahnhof Seattle

Wir fuhren durch den Staat Oregon und kamen u.a. auch bei Portland vorbei. Die Stadt scheint sehr schön zu sein, uns viel nur die Industrie und einige sehr gelbe Rapsfelder auf. Aber wahrscheinlich haben wir das gute Zentrum verpasst, fahrt der Zug wohl nicht an vorbei.

Ganzen Tag im Amtrak, teilweise weil die Bahnstrecke sehr alt ist und der Zug nur 30km/h fährt, teilweise auch weil wir riesige Bergketten überqueren mussten und daher der Zug nur langsam vorankam.

Da war es gut im Panorama-Abteil zu sitzen.

Den großteil der Zeit haben wir lesend verbracht. Ab und zu haben wir noch etwas von den Känguru-Chroniken von Mark Uwe-Kling gehört.

Um etwa 1uhr Nachts kamen wir dann in Dunsmuir an, ein kleines Städtchen bei Mount Shasta.

Dort holte uns Ido, der Freund von Claudi, ab mit seinem Auto. Wir quatschen noch im Auto, waren aber sehr müde alle. Als wir ankamen zeigte uns Ido kurz den Van, wir stiegen ein und schliefen sofort im schönen Bettchen im Van ein.

Tags: april, usa, mount-shasta, van

18-19 April: Seattle

May 18, 2024 — R.A. te Boekhorst

Unser Besuch an Seattle war schlussendlich ein guter. Am Anfang waren wir etwas erschrocken, wieder, wie in jeder Stadt, am wenigsten in New York, wegen den vielen Obdachlosen und Drogenabhängigen, die sich mitten in der Stadt aufhielten. Doch danach haben wir die Schönheit der Stadt und vor allem der umlegenden Gebiete sehr geniessen können.

Wir sahen die schönen Gebäude der Stadt...

Dazu gehörte auch die bekannte "Needle"...

Needle

Die stand Mitten in einem schönen Park mit Kunstgalerien und einem Zentrum, das irgendwie dem Ziel der Klimawende gewidmet ist. Im Park schwammen auch Wale, wie man sehen kann :)

In der Nähe vom Park gab es ein sehr nettes Cafe, was auch ein Radio betrieb (live, in Cafe mitten drin!). Das Cafe war wohl im Besitz einer Gemeinschaft, also schön idealistisch, angenehm. Fühlte sich sehr nerdig an.

Und der "Pike Market"....

wo der "Gum Wall", eine Wand zugeklebt mit uralten Kaugummis, auch sehr sehenswert war...

Under Pier, wo wir auch ein schönes Antikwariat fanden...

Und nahmen dann eine gratis Bot-tour (sind also mit einem billigen Ticket auf ein par Fähren mitgefahren) zu einem der vielen Inseln in der Umgebung.

Dort spazierten wir am Strand vorbei, trafen eine Frau mit Behinderung die alte Stücke von weggeschmissenen Töpfen sammelte (Elli fand ein kleines Stück roter Topf und brachte es ihr) und merkten dann, dass es natürlich kaum öffentliche Wege gab und wir ein Stück illegal durch ein par Privatgelände gehen mussten, bis wir dann doch auf einen öffentlichen Wanderpfad stoßten. Free roaming!

Dann nahmen wir die Fähre wieder zurück zur Peninsula wo unser Hotel auch war. Es wurde schon dunkel und wir liefen durch die farbig beleuchteten Strassen zu unserem Hotel.

16-18 April, Amtrak: Chicago-Seattle

May 08, 2024 — R.A. te Boekhorst

Am 16. stiegen wir in den Amtrak, den "Empire Builder" ein. Da bekamen wir ein kleines schnuckeliges Kabuff, ja ja, ein erste Klasse Zimmer mit zwei Betten! Inklusive 3 Mahlzeiten (mit je 1,2 und 3 Gängen) pro Tag. Und guten Service. Wir hatten eine mega nette Schaffnerin, die uns die Bette aus- und zugeklappt hat und mit der man gut reden konnte.

Romette in the Empirebuilder

Abends am 16. hatten wir so um 19uhr unser Diner im Restaurant-Wagon. Eine kräftige Kellnerin setzte uns mit zwei anderen Männern zusammen am Tisch. Das würde sie ab jetzt immer machen und so konnten wir mit ganz vielen Leuten aus dem Zug ins Gespräch kommen. Die zwei Männer vor uns kamen aus der Nähe von Canada. Also nah an der Grenze. Der eine war sogar Kanadier. Beide waren freundliche ruhige Typen. Sie waren gute Freunde und machten so was jedes Jahr für ein par Tage. Viel Urlaub gibt es nämlich nicht in der USA: 10 Tage minimal ungefähr, also viel weniger als in der EU.

Am 16. haben wir Abends nicht viel mehr gemacht nach dem Abendessen. Wir haben uns noch kurz in das "Observatory Deck" Gesetzt, das ist der Obere Teil (jeder Wagon hat sozusagen 2 Stockwerke) der eine Art "Panorama-Blick" ermöglicht. Die ganze Wand und ein Teil der Decke besteht so zu sagen aus Fenstern.

Observatory Deck

Wir schliefen ok im Zug, für mich war es etwas kalt, ich schlief unten am Fenster und Elli hatte etwas weniger Platz, sie schlief oben.

Ich wachte auch relativ früh schon wieder auf.

Um 8uhr sind wir wieder in den Speisewagon und haben dort unser Frühstück genossen: Es gab 3 sehr leckere Gerichte, ich weiss sie nicht mehr auswendig. Kann mal schauen ob ich den Link noch finden kann. Jedenfalls setzte die kräftige Frau uns wieder mit einem interessanten Menschen zusammen. Dieses mal einer der in der Pharma-Industrie arbeitete. Der erzählte uns viel über seine Katze und über seine Arbeit. Ich habe ihn natürlich über Fentanyl gefragt. Das ist eine Art Medikament was in der USA anscheinend zur Strassendroge geworden ist. Er erzählte uns, dass es wohl illegal im Umlauf wär, also irgendwie illegal verhandelt würde und das viele der Junkies die wir in den Großstädten sahen wohl abhängig von Fentanyl waren.

Dann haben wir uns wieder in das Observatory Deck gesetzt und dort viel gelesen. Ich hab auch viel Bilder aussortiert und an diesem Block gearbeitet. Es gab ja noch einiges über Chicago zu berichten. Gleichzeitig sahen wir rund uns herum die langweilige Öde Steppe von North-Dakota an uns vorbeiziehen. Grün, relativ Flach (ab und zu ein par Hügel), viele große Autos, viele kaputte Autos und vor allem viele Ölfelder: So Ölwippen (weiss gerade nicht wie wirklich heißen, ah ja "Tiefpumpen" oder besser "Pferdekopfpumpen", die hier) die gespenstisch überall schwarzes Gold aus den Boden pumpten.

Wir stiegen auch kurz im Ort "Minot" aus, weil der Zug wieder aufgetankt werden musste mit Diesel.

Da wir drei Stunden Verspätung hatten geschah folgendes: wir verpassten die Fahrt durch "Glacier National Park"), bzw. wir fuhren durch, aber draussen war alles dunkel. Wir konnten gerade noch so den Schnee erkennen. Ich hab mich dann entschieden morgen vor Sonnenaufgang aufzustehen und hoffentlich noch einen kleinen Rest vom Park oder jedenfalls der Bergen auffangen zu können. Ein bisschen was konnte ich noch fotografieren, leider aber durch die Fenster des Zuges durch, also nicht sehr scharf.

Dann ging die Fahrt wieder weiter. Zuerst durch grüne Fläche und dann aber durch schöne Täler mit Flüssen und ganz vielen Obstplantagen.

Wir sahen sie an uns vorbeiziehen während wir am Mittagessen waren mit einem netten Manager einer Kleiderkette.

Lunch

Er war chef von so 50 Läden an der Ostküste der USA. Ein sehr netter Man. Ich hatte zufällig gerade ein Freakonomics Podcast über "Trader Joe", was wohl eine Art Aldi in der USA ist und sehr beliebt ist. Übrigens ist Trader Joe tatsächlich Eigentum der Besitzer von Aldi und somit Deutsch. Im Gegensatz zu anderen großen Supermärkten (wie Wallmart) funktioniert Trader Joe sehr gut, weil es genau nicht das tut, was die anderen tun:

  • Trader Joe macht keine Werbung
  • Trader Joe verfolgt (tracking) seine Kunden nicht
  • Trader Joe bietet nicht massenhafte Auswahl von Produkten an, sonder selektierte Produkte (eher bio, organisch und mit schönem Design)
  • Trader Joe investiert in gute menschliche Mitarbeiter (solche mit sozialen Fähigkeiten, die also mit ihren Kunden reden können) und zahlt gute Gehälter
  • Trader Joe automatisiert kaum etwas, ich glaub die haben nicht mal eine Website!

Und Trader Joe macht bessere Umsätze als die großen Supermärkte! Super finde ich das. Später am Abend kam sogar die Schaffnerin vorbei, sah unseren Trader Joe Einkaufsbeutel und sagte: "Wo habt ihr den bei Trader Joe eingekauft? Wir lieben Trader Joe! Ich fahre so und so viele Kilometer um, damit ich den Laden besuchen kann!"

Gegen 13uhr kamen wir dann in Seattle an. Wir sind sofort ins Hotel gefahren, haben unsere Sachen hingestellt und sind dann für einen kurzen Spaziergang nach Seattle zurückgedüst. Eine sehr schöne Stadt die wir in den nächsten Tagen noch viel erkunden würden. Uns viel aber leider wieder auf, dass es sehr viele Junkies und Obdachlose auf der Strasse gab, wir sahen sogar ein Mann auf der Strasse liegen, neben einer Ampel...

Dann haben wir noch eine sehr schöne Bibliotheek besucht, danach den Bus ins Hotel genommen und dort wunderbar geschlafen.

12-17 April: Besuch an Chicago

April 20, 2024 — R.A. te Boekhorst

Nach einer etwas schlaflosen Nacht kamen Elli und ich in Chicago an. Das erste, was wir sahen, war eine große Bahnhofshalle, in der viele Amish People und auch andere warteten.

Chicago-Union-Station

Nach einem kurzen WC-Stopp liefen wir weiter zur Ogly-Vile CTA (Chicago Transit Agency, glaube ich). Dort kamen nämlich die Regionalzüge an. Wir waren ziemlich verwirrt, als wir feststellten, dass der Bahnhof für die Regionalzüge eigentlich nur ein großes Einkaufszentrum in einem der gläsernen Wolkenkratzer war. Dann tauchten wir durch alle möglichen seltsamen dunklen Hallen, bis wir die Metra-Wagen sahen. Dröhnende Maschinen und Hunderte von automatischen Stimmen, die uns immer wieder sagten, welcher Bahnsteig es war: "Gleis 5... Gleis 6 für Metra... Gleis 7 für Metra Zug nach..."

Oglyville

Es dauerte etwa eine halbe Stunde und dann kamen wir in Evanston an.Dann sind wir zu meiner guten Freundin Theresa gelaufen, die jetzt mit ihrer gerade geborenen Tochter Aurore dort lebt. Bei ihr haben wir einen Kaffee getrunken und ein paar Stunden geplaudert. Am Abend sind wir dann noch ein wenig in Evanston herumgelaufen, haben uns den riesigen "Michigan Lake" angeschaut und das Wasser gekostet (klar, es war Süßwasser, auch wenn der See so groß wie ein Meer erscheint) und sind dann am Universitätscampus vorbei gelaufen, wo Theresas Mann Michael arbeitet.

Evanston

Dann haben wir uns eine typische Chicagoer Pizza bestellt, die eigentlich eine Art Quiche ist. War sehr lecker und im Gegensatz zu den meisten Restaurants oder Imbissbuden (ja, sogar MacDonalds), war das Essen auch nicht so teuer. Die große Quiche kostete nur 25 Dollar.

Chicago-Pizzas

Am nächsten Tag haben Elli und ich Chicago weiter erkundet. Zuerst wollten wir mit dem Fahrrad umherfahren, aber wir mussten feststellen, dass man ohne Kreditkarte kein Fahrrad mieten konnte. Also fuhren wir mit der U-Bahn. Wir sind in die berüchtigte "rote Linie" eingestiegen, die auch (vor allem nachts) von vielen Junkies und Obdachlosen benutzt wird. Die Metro fuhr viel oberirdisch, über alle möglichen Brücken durch die Stadt. Das Wetter war schön und warm.

Chicago-metro

Auf unserem Weg ins Stadtzentrum kamen wir an einigen wohlhabenderen Wohngebieten der Mittelschicht vorbei...

Chicago-Neighbourhoods

... und dann spazierten wir durch einen schönen Park am Ufer des Michigansees in die Innenstadt, wo wir wieder überall Wolkenkratzer sahen.

Chicago-downtown

Dann kehrten wir nach Evanston zurück, wo wir einigermaßen gut schliefen, weil wir noch nicht wussten, dass die Heizungen in manchen Gebäuden in den USA wie in Russland funktionieren: Es gibt ein zentrales Heizungssystem, das bestimmt, wann die Heizung eingeschaltet wird. Wenn die Heizung dann anspringt, weil es "Winter" ist, wird es heiß. Man kann die Heizung dann nicht herunterdrehen, denn die hat keinen Schalter oder Knopf oder so. Dann muss man eben ein Fenster öffnen. Wir dachten schon, es sei Sommer, als wir nachts schweißgebadet aufgewacht sind :). Nachdem wir das Fenster geöffnet hatten, ging es zum Glück viel besser.

Am nächsten Tag gingen wir mit Theresa und ihrer kleinen Tochter raus. Wir besuchten das Chicago Art Institute, wo wir viele Impressionisten, wie zum Beispiel Monet, sahen. Wir sahen uns aber auch alle möglichen anderen Kunstwerke an, darunter ein weiteres berühmtes Gemälde von Hopper:

Ich habe auch einige verrückte Statuen gefunden, die mir gefallen haben:

Und wir haben auch eine Menge verrückter moderner Kunst gesehen...

...Und was wir besonders faszinierend fanden: Zimmerminiaturen (d.h. kleine Modelle von Wohnzimmereinrichtungen aus verschiedenen Ländern und Jahren in verschiedenen Ländern) von einer Frau namens "Narcissa Niblack Thorne", aus dem Jahr 1930. Die Miniaturen waren sehr "echt", es steckte also viel Recherche dahinter, was alles an Möbel in die Räume der damaligen Zeit gehörte. die Zimmerminiaturen waren aber auch idealisiert:

Danach trafen wir einen guten Freund von Theresa: Stan. Ursprünglich aus Polen, aber hier geboren und aufgewachsen, sprach er mehr als drei Sprachen. Die wichtigsten waren, neben natürlich Englisch: Chinesisch (er hatte mehrere Jahre in China gelebt), Spanisch und Deutsch. So konnten wir uns mit ihm fließend auf Deutsch unterhalten, was für Elli, die gelegentlich etwas Mühe hat, das Englisch zu verstehen, sehr angenehm war.

Stan nahm uns mit nach China Town, wo wir uns kleine Läden voller Trödel ansahen, leckeres Eis neben einem Wunschbaum aßen, schlecht geschriebenen Warnschildern sahen und auch unsere chinesischen Sternzeichentiere herausfinden konnten (Ich bin eine Schlange und Elli ein Schaf).

Wir gingen auch durch einen schönen Park, der einem gewissen Ping Tom gewidmet ist. Jemand, der für China Town viel bedeutet hat.

Stan brachte uns auch nach Pilsen. Pilsen ist ein Stadtteil, der, wie der Name schon sagt, früher von Menschen aus der Tschechischen Republik bewohnt wurde. Aber die Viertel verändern sich ziemlich schnell in den Großstädten. Jetzt ist es ein Latino-Viertel geworden. Wir haben dort viel Straßenkunst gesehen und in einem "echten" mexikanischen Restaurant leckeres mexikanisches Essen gegessen. Stan bestellte für uns Tacos in fließendem Spanisch.

Nachts sind wir dann wieder mit der "roten Linie" nach Evanston gefahren. Da konnten wir was erleben... überall Junkies und betrunkene Menschen. Neben uns saß eine Frau, die "Crack" (Kokain) rauchte, im nächsten Waggon (wir waren erschrocken und stiegen in einen anderen Waggon) saß ein Mann, der in eine Ecke kackte... dann wechselten wir die U-Bahn, eine seltsame verlorene Gestalt sprach vor sich ihm und sah schrecklich aus.... plötzlich hielt die U-Bahn an, weil jemand die Notbremse gezogen hatte.... wir waren ziemlich erschrocken, aber wir kamen um ein Uhr (01:00) sicher zu Hause an. Zufälligerweise war Theresa schon wieder wach und stillte ihre kleine Tochter, so dass wir ihr gleich alles erzählen konnten. Wir wurden wieder daran erinnert, dass Chicago eine sehr kriminelle Stadt ist, in der es viel Armut gibt. Wir hätten aber noch nichts gesehen, Theresa meinte, im Süden wäre es erst richtig schlimm und es würden jede Woche Menschen sterben. Letzteres überraschte mich überhaupt nicht, denn wir hatten hier an fast jedem öffentlichen Gebäude Aufkleber gesehen, auf denen stand, dass man keine Waffe mit hinein nehmen darf. In Europa bräuchte man davor nicht zu warnen, weil man dort nicht einfach eine Waffe haben kann. Die USA sind das einzige Land, das so gestört ist, dass man Waffen einfach in Geschäften kaufen kann.

Am nächsten Tag fuhren wir mit Theresa und ihrem Baby nach Linden. Die letzte U-Bahn-Station der lila Linie. Viel ruhiger als Downtown Chicago und auch viel weniger obdachlose, verlorene Menschen. "Hier wohnen also all die reichen Leute", erklärte uns Theresa, "in den reichen Vororten." Sobald wir die ruhige U-Bahn-Station verließen, sahen wir eine Straße, die von Villen gesäumt war, und dahinter sahen wir eine Art Palast, ein Bahai-Tempel, auftauchen. Die Bahai sind eine Religion aus dem Iran, die allerdings von den dort herrschenden Hardcore-Islamisten verboten wurde. Hier befindet sich einer der wenigen Bahai Tempel weltweit. Er ist auch eine der wenigen religiösen Einrichtungen, in denen man sich kostenlos trauen lassen kann (sonst zahlt man viel Geld dafür, so Theresa). Theresa hatte sich sogar erkundigt, ob sie auch hier hätte heiraten können, aber anscheinend hätte sie dann doch nach den Traditionen und der Religion der Bahai heiraten müssen, also mit Konvertierung und allem.

Nachdem wir uns in den Gärten des Bahai-Tempels entspannt hatten, besuchten wir ein Museum, das über die amerikanischen Ureinwohner informierte. Es war ein kleines Museum. Im Erdgeschoss waren verschiedene Gegenstände ausgestellt, die von verschiedenen Stämmen benutzt wurden. Außerdem hingen dort Schilder, die über die Geschichte informierten. Eine wichtige Tatsache: Pferde wurden um 1520 von den Spaniern eingeführt. Davor hatten die Indianer keine Pferde, sondern machten alles zu Fuß oder mit dem Boot. Dann passten sie ihre Lebensweise an ein Leben mit Pferden an und so entstanden die Tipis und all die Bilder von "Indianern", die wir von den Büchern und Filmen so gut kennen. Die zweite Etage des Museums befasste sich mit einem ziemlich schweren und deprimierendem Thema. Nämlich um die Reservate, in denen die Indianer, also die "native americans", heute leben. Bei einem Reservat handelt es sich um eine Art autonomes Stück Land, auf dem kleine Gemeinschaften von Ureinwohnern leben. Diese Reservate haben unabhängige, nationale Beziehungen zum Rest der USA, sie sind also so etwas wie eigene Staaten. Das klingt an sich gut, aber in der Praxis ist es eher schlecht. Die Sache ist die, dass die Reservate nicht viel Polizeimacht haben, weil sie nur kleine Gemeinden sind. Das hat zur Folge, dass Amerikaner (sozusagen die Nicht-Indianer) dorthin gehen und die Menschen misshandeln, weil sie sehr einfach davon kommen können. Dabei geht es vor allem um Misshandlung von Frauen. Eine Frau aus einem Reservat hat ein viel höheres Risiko vergewaltigt zu werden als jede andere amerikanische Frau. Außerdem werden viele Frauen aus Reservaten ausgeraubt oder entführt, sie "verschwinden." Wegen dieser schrecklichen Bedingungen und auch wegen eines großen gemeinschaftlichen Traumas (sie mussten schreckliche Kriege, fast Völkermorde, seitens der Amerikaner erleben), geht für die Uhreinwohner alles bergab, was wiederum zu viel häuslicher Gewalt in der Gemeinschaft selbst führt... es ist also eine Abwärtsspirale des Elends, ein Hexenkreis, der viele dazu auch noch drogenabhängig macht.

Ich gab dem Museum 20 Dollar als Spende. Dann kehrten wir nach Evanston zurück, Theresa fuhr nach Hause und wir fuhren für eine Weile zurück in die Stadt. Dort wurden wir bald wieder mit der rauen Wirklichkeit der Stadt konfrontiert. Wir sahen einen Mann in einem Blumenbeet mitten in der Stadt liegen, bewusstlos. Ich habe auch ein Foto von ihm gemacht, aber jetzt doch beschlossen, es nicht in diesem Blog zu veröffentlichen.

Wir stiegen am "Cultural Center" aus. Dies war früher die Stadtbibliothek, wird aber jetzt für kostenlose Kunstausstellungen genutzt. Ein schönes Gebäude.

Heute blieben wir zu fällig ganz im Thema der Ureinwohner. Denn die kostenlose Ausstellung zeigte Kunst der Ureinwohner die kulturellen Aneignung thematisierte. Einige Künstler haben in ihren Kunstwerken versucht die Bedeutung alter Soldatenuniformen, Waffen und Drohnen in friedfertige Objekte wie Tanzkleidung und Malerei umzuwandeln, um sie kulturell für den Frieden zu nutzen, so zu sagen dem Frieden zu zueignen. Ein schöner Gedanke.

Danach besuchten wir die neue Stadtbibliothek, ebenfalls ein schönes Gebäude. Dort hing auch ein sehr interessanter Text an der Wand, der den Leser darüber informierte, dass viele Amerikaner mit der politischen Situation im Land unzufrieden sind (wo man nur zwei alte Männer wählen kann, die nach jeder Wahl versuchen, die Politik des jeweils anderen zunichte zu machen). Die Stadtbibliothek heißt "Howard Library", nach dem schwarzen Politiker Howard, der der Stadt durch den Bau dieser Bibliothek (aber auch eines Flughafens und eines Theaters) viel gegeben hat.

Und das war der letzte Tag in Chicago :). Am nächsten Tag verabschiedeten wir uns und hatten ein viel leichteres Gepäck, weil wir alle Babygeschenke bei Theresa lassen konnten. Wir packten unsere Koffer, stiegen ein letztes Mal in die Metra, fanden unseren Weg durch die Bahnhofshalle mit den Amish People und landeten nach einer dreistündigen Verspätung in einer Lounge voller kostenlosem Kaffee und Keksen (wir hatten ein Erste-Klasse-Ticket mit Schlafplätzen) sicher in unserer kleinen Schlafkabine im Amtrack-Zug "the Empire Builder".

Tags: USA, April, Chicago, 12-April, 13-April, 14-April, 15-April, 16-April, 17-April

Mitwoch, 11. April: Kurzbesuch an Buffalo

April 19, 2024 — R.A. te Boekhorst

Nach unserem Besuch der Niagarafälle fuhren wir mit dem Bus nach Buffalo.

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Wir stiegen im Stadtzentrum aus. Das erste, was wir sahen, war das Rathaus. Ein altes Gebäude, immer noch majestätisch, aber auch voller vergangenem Ruhm.

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Eigentlich wollten wir zuerst unser Gepäck loswerden. Wir hofften, dass das im Rathaus möglich wäre, wenn wir nett fragen würden. Von dort wurden wir aber sehr freundlich zu einem Hotel namens "Avante" verwiesen. Der Wächter war sehr nett und ziemlich groß, in allen Dimensionen sozusagen. Er erzählte uns, dass er damals während seines Militärdienstes in Heidelberg stationiert gewesen war.

Zunächst kamen wir jedoch an einem anderen großen Hotel vorbei, das auf den ersten Blick sehr teuer aussah und daher gut geeignet war, unser Gepäck zu bewachen. Wir suchten das am teuersten aussehende Hotel, auch weil wir es uns unbedingt von innen ansehen wollten. Als wir jedoch versuchten, das "Stadler" zu betreten, stellte sich heraus, dass es geschlossen war, was ich nicht verstehen konnte... Ein so großes Gebäude, so teuer, warum ist es geschlossen? Dann sahen Elli's scharfe Augen, dass das Hotel Stadler tatsächlich überall mit Brettern vernagelte und manchmal auch zugemauerte Fenster hatte und praktisch leer stand. Ein weiteres Beispiel für den Verfall in dieser Gegend. Aber die Fassade hatte die Illusion des Glanzes trotzdem lang aufrechterhalten können.

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Dann gingen wir einfach weiter zum Hotel "Avante", wo das äußerst freundliche Personal uns gerne das Gepäck abnahm und uns auch sehr interessiert nach unserer Reise fragte. Die Art von Freundlichkeit, die man in Holland oder Deutschland nicht so leicht bekommt. Das wäre bei uns ein wahrer "socialer Luxus", wenn man so will. Ich war wieder einmal erstaunt über die sozialen Menschen hier.

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Nachdem wir unser Gepäck losgeworden waren, gingen wir zurück ins Rathaus und sahen uns die schöne, aber vergangene Architektur an. Wir gingen auch bis ganz nach oben, hoch in den Aussichtsturm, um die Stadt von dort aus zu sehen.

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Daraufhin gingen wir wieder die Treppe hinunter und kamen wiedermal an einem brutalistischen Gebäude ohne Fenster vorbei. Auf einem kleinen Hinweisschild konnten wir lesen, dass es eigentlich für Rechtsanwaltsgehilfen gedacht war, absichtlich ohne Fenster, damit man sich besser konzentrieren konnte (hatte ich ja schon mal erwähnt glaube ich).

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Dann gingen wir weiter ins Stadtzentrum und stießen auf eine schöne, vernünftige, alte Straßenbahn. Die fuhr an einem Denkmal und einer schönen modernen Bibliothek vorbei. Ach ja, und ein schönes altes Bankgebäude und ein Theater gab es auch noch.

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Danach besuchten wir eine kleine Buchbinderei, in der einige örtliche Künstler einem beibringen konnten, wie man seine eigenen Bücher bindet. Dort hingen auch einige Kunstwerke eines Künstlers herum, der nach jahrelanger Arbeit in einer Fischfabrik begann, sich selbst als eine Art Fisch zu betrachten. Ausgebeutet wie ein Fisch, mit anderen Worten.

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Daraufhin besuchten wir die Bibliothek, ein sehr schöner Ort. Es war ein schönes, großes Gebäude und es fand gerade eine Art Büchermarkt statt, auf dem man günstig second-hand Bücher kaufen konnte. Wir sahen auch ein Kunstwerk von einem Stier hängen. Daneben hing ein Text, der an "die traurigen Ereignisse vom 14. Mai 2022" erinnerte. Nach Recherchen im Internet fanden wir heraus, dass ein weißer Nationalist hier in einem Supermarkt 10 Schwarze erschossen hatte. Das Gemälde war von Schulkindern angefertigt worden, um ihnen zu helfen, das traumatische Erlebnis zu verarbeiten. art-buffalo-22-mei-2024

Die Bibliothek hatte auch einen wunderbaren "Makerspace" (d. h. einen Ort, an dem Besucher Dinge herstellen können). Es gab 3D-Drucker, die jeder einfach ausprobieren konnte. Es gab auch Synthesizer (einige im Wert von etwa 10000 Dollar), mit denen ich sofort ein bisschen rumgespielt habe.

Gegen 18:00 Uhr mussten wir die Bibliothek verlassen, halfen einem anderen alten Herrn beim Schleppen von Büchern (er hatte ganze Bücherregale mit gebrauchten Büchern gekauft) zu einem Taxi und warteten dann an einem schönen Gebäude (einer Kirche oder so?) auf den Bus. Es wurde bereits dunkel.

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Um etwa 23:00 Uhr kamen wir in der Nähe von "Buffalo Depew" an, von wo aus unser Zug durch die Nacht nach Chicago, unserem nächsten Halt, fahren würde. Wir mussten jedoch vorher, auf einer Zwischenstation, noch auf einen anderen Bus warten. Es regnete draußen, wir setzten uns in einen Burgerking und bestellten Pommes und Zwiebelringe. Hinter uns redete eine einsame Frau mit sich selber, ich fragte mich, ob sie Unterschlupf finden würde.... Wir stiegen gerade noch rechtzeitig in den letzten Bus nach Depew ein, gegen 24:00 Uhr kamen wir dort an und konnten sicher und todmüde unseren Zug besteigen. Im Waggon war es bereits ruhig. Es gab viele alte Männer mit großen runden Hüten, Amish, die sich in einer Art unverständlichem holländisch-deutschem Dialekt unterhielten. Zum Glück kam der Kontrolleur vorbei (wie in Russland hat jeder Waggon seinen eigenen Kontrolleur) und bat sie, freundlich, aber bestimmt, leise zu sein. Die ebenfalls traditionell-kostümierte Amish-Frau schaute ihren bärtigen Mann mit einem Blick an, der besagte: "Geschieht Recht, Alter, hatte ich doch gesagt". Daraufhin verstummten sie.

Tags: USA, April, Buffalo, 11-April

Mittwoch, 10 April: Via Buffalo nach Chicago

April 19, 2024 — R.A. te Boekhorst

Ich sitze auf einer Bank an einem völlig heruntergekommenen Busbahnhof in Niagara Falls. Wer hätte gedacht, dass dieser Ort, den ich nur von den schönen Wasserfällen und allen (für Touristen) gephotoshoppten Bildern kenne, so ein schäbiger hässlicher Ort ist. Hätten wir bei Wikipedia etwas besser nachgelesen, hätten wir erfahren können, dass dieses Städtchen zu den Städten mit der höchsten Kriminalität im Staat New York gehört und die Wirtschaft in viel schlechterer Verfassung ist als im kanadischen Teil der Stadt. Städte, die durch eine Grenze getrennt sind, geben immer einen guten Hinweis darauf, welches Land sich besser um seine Bürger kümmert (siehe z. B. das Buch "Why Nations Fails").

Wie auch immer, jetzt sind wir noch da, in der Stadt Niagara Falls und sitzen gemeinsam draußen auf einer Bank, weil man sich im Busbahnhof nicht gut aufhalten kann: Dort stinkt alles nach Rauch, schlimmer als in einer Kneipe. Gestern wars ähnlich. Als wir gegen 21 Uhr hier ankamen, mussten wir auch lange warten, denn der Bus war zu früh losgefahren, vor unserer Nase weg. So mussten wir gestern eine Stunde oder so auf den nächsten warten. Auch gestern trieben sich hier seltsame und verirrte Leute herum: Eine betrunkene Frau war da und unterhielt sich (brüllend) mit zwei Leuten, die beide ziemlich high waren (vom Kiffen). Sie schien sogar für die Busfirma der Stadt hier zu arbeiten, das konnte man an ihrem Namensschild erkennen. Ein kleiner Junge von etwa 10 Jahren gesellte sich ebenfalls zur Gruppe, offenbar war er es hier gewohnt. Wenig später tauchte ein großer, fetter, amerikanischer Benzinschlucker von einem Auto auf. Jemand stieg aus. Dann näherte sich auch jemand aus einer versteckten Ecke, ein rauchender Mann mit einem Kind, es schrie herum im Kinderwagen, er stieg mit dem Kind ein. Dann kam aber unser Bus, wir konnten nicht mehr sehen, was weiter so geschah, aber wir waren froh, dass wir wegkamen.

Seltsamerweise hatte ich das Gefühl, dass diese Bushaltestelle auch ein Ort war, an dem sich Menschen trafen. Also hatte sie vielleicht wirklich die Funktion einer Kneipe. Mir ist auch aufgefallen, dass viele Leute hier miteinander reden; einfach aufeinander zugehen und dann anfangen, miteinander zu quatschen. Das ist eigentlich eine schöne Sache und etwas, woran ich und Elli uns erst noch gewöhnen müssen: Die Leute kommen einfach so auf einen zu, fragen einen, woher man kommt. Sie fragen auch sehr schnell nach deinem Vornamen, was in Europa etwas sehr persönliches ist, nach dem man nicht so leicht fragt. Sie sagen darauf etwas wie "Rafael, es hat mich sehr gefreut, dich kennenzulernen". Genauso kam jetzt auch eine verirrte Person, eine Art Semi-Obdachloser der auch auf den Bus wartete, auf uns zu, um ein solches Gespräch zu führen. Eigentlich sehr freundlich. Doch jedes Mal bin ich misstrauisch und es dauert eine Weile, bis ich begreife, dass die Person, die auf mich zugeht, nur reden und sozial sein will. Vielleicht tun sie das auch, weil sie eine Art Sicherheit schaffen wollen: Man hat sozusagen schon ein paar Worte gewechselt, weiß schon ein bisschen mehr voneinander, und dann ist die Atmosphäre ein bisschen ruhiger. Ich weiß es nicht, ich stelle hier nur mal ein paar Theorien auf.

Egal, weiter mit der Geschichte. Wir warteten also wieder, zum zweiten Mal, um genau zu sein, am heruntergekommenen Busbahnhof in Niagara Falls. Diesmal machten wir uns aber auf den Weg nach Buffalo. Und jetzt waren wir auch ein bisschen besser vorbereitet. Wir hatten gelernt, dass es besser ist, Bustickets mit einer App zu kaufen, denn an den Automaten hat man oft nicht alle besten Tickets (wie das Tagesticket, das oft fehlt, aber in der App vorhanden ist) und beim Busfahrer kann man fast nie ein Ticket kaufen. Übrigens hätten wir auch einfach ohne Ticket fahren können: Wir haben schon oft gesehen, wie eine armer Mensch einsteigt und sein ungültiges Ticket auf den Scanner legt, ein lautes Fehlergeräusch "biiiips" ertönt und der Fahrer und der Kunde schauen sich gegenseitig wissend an, worauf der Fahrer nickt und der Kunde einfach in den Bus geht. Im Grunde kann man also auch ohne Fahrschein fahren hier. Aber Elli und ich zahlen einfach, wahrscheinlich, weil wir nicht anders können (denn wir sind das wahrscheinlich so gewohnt und halten es für richtig oder so), aber auch, weil wir den öffentlichen Nahverkehr hier unterstützen wollen: der bekommt sowieso viel zu wenig Geld, was man an den ganzen veralteten Bussen und Fahrkartenautomaten sieht.

Jedenfalls sind wir also gerade dabei die Niagarafälle wieder zu verlassen! Aber vielleicht sollte ich zuerst was über unseren Besuch an die Stadt und vor allem an den Niagarafällen erzählen. Also, Entschuldigung, spulen wir zurück zu unserer Ankunft: Am 9. April sind wir mit einem Amtrak-Zug angekommen. Wir sind 3. Klasse gefahren (würde ich mal behaupten), also nur mit einem Sitz zum Schlafen.... und unterwegs fuhren wir durch die endlose Prärie... besuchten kurz das Dorf Amsterdam.... fuhren durch Rochester... und erreichten schließlich den kleinen Bahnhof von Niagara Falls:

amtrack-niagarafalls-station

Von dort aus liefen wir etwa 20 Minuten zu dem bereits erwähnten obskuren Busbahnhof. Auf dem Weg dorthin stießen wir auf ein paar leerstehende Gebäude, die bereits einen Hinweis auf die wirtschaftliche Situation hier gaben, aber sie waren hübsch dekoriert:

niagara-falls-ruins-with-paintings

Am zum Scheitern verurteilten Busbahnhof nahmen wir den Bus zu unserem Motel, der "Icono Lodge".

Was sind Motels? Motels sind nur ein bisschen billiger als Hotels oder Pensionen in Europa. Außerdem liegen sie (wie im Grunde alles andere auch) an einer Hauptstraße. Der Unterschied zu einem normalen Hotel besteht eigentlich nur darin, dass alles um den Parkplatz herum gebaut ist. Der Parkplatz mit den Autos ist das Epizentrum eines Motels und der Rest spielt sich sozusagen darum herum ab. Wie eine Art deutscher 2-Seiten-Hof geht das Gebäude um den Parkplatz herum. In der Mitte des Parkplatzes gibt es dazu oft einen kleinen Swimmingpool. Da kann man dann schön neben geparkten Autos baden oder so (yeah!).

Abgesehen davon ist es so ziemlich dasselbe wie in einem billigen Hotel: man schläft dort und hat eine Art Frühstück.... ah, da gibt es aber noch einen Unterschied. In einem Hotel in Deutschland oder den Niederlanden gibt es oft eine Art Buffet im Hotel. Da gibt es oft Obst, Joghurt und belegte Brötchen. Es gibt Tee, Kaffee, heisse Schokolade, alle Arten von Marmelade und dann diese Platten mit Käse und Fleisch, die man mit einer dieser langen Gabeln abstechen muss, während eine Reihe von hungrigen Menschen hinter einem steht und ungeduldig auf dich wartet. In einem Motel ist das nicht so. In einem Motel gibt es eine Art Kaffeemaschine, die wässrigen Kaffee produziert oder auch wässrige heisse Schokolade oder heißes Wasser (für Tee), und dann gibt es all diese Plastikbecher mit Butter, Marmelade und Erdnussbutter. Es gibt auch Bagels (!) und Toastbrot. Außerdem gibt es noch eine Waffelmaschine: ein seltsames Gerät, in das man Teig einfüllen muss, was man vorher aus einem großen Plastikbehälter in einen Plastikbecher abgefüllt hat. Der Plastikbehälter mit Teig sieht aus wie ein Bierfass und hat auch einen Zapfhahn (aus Plastik). Den Teig gießt man über das Waffeleisen und dann wartet man, bis eine Art automatischer Alarm losgeht... dann holt man sich das Ding (die Waffel) heraus. Darauf öffnet man drei Behälter mit Marmelade und leert sie über die Waffel. Natürlich macht man das alles auf einem Einweg-Pappteller. Dann verschlingt man alles mit Plastikmesser und -gabel. Komischerweise sind bei so einem Motel-Frühstück gar nicht so viele Leute dabei, vielleicht mag nicht jeder es so sehr.

Jedenfalls würdest du danach, als typischer Amerikaner, also nach deinem kohlenhydratreichen Frühstück, mit deinem dicken Auto irgendwohin fahren, um noch mehr zu essen oder dir die Niagarafälle, also diese gigantischen Fälle, anzusehen. Danach ziehst du dann weiter zum nächsten Motel oder so. So stelle ich mir das vor. Aber wir hatten leider kein Auto. Also sind wir zu Fuß gegangen. Auch weil wir ein bisschen mehr von der Stadt sehen wollten: Wir pakten uns ein par kleine Rucksäcke mit was zu trinken ein und liefen dann eine hässliche große Straße entlang, dabei kamen wir an einigen Industrieanlagen vorbei ....

und gelangten schließlich in eine Art bewohnbares Gebiet. Dort sahen die Häuser zwar nett aus, aber manchmal schien das Leben ziemlich arm zu sein....

Auch hier waren die Leute sehr kontaktfreudig und wollten sich mit uns unterhalten, sobald sie uns sahen. Es waren jedoch nicht viele Menschen auf den Straßen. Wir trafen nur auf ein paar Autos, sehr viele Eichhörnchen, ein paar schöne Vögel, wie den Blauhäher, den wir leider nicht fotografieren konnten, und auch ein paar ziemlich große Wachhunde. Eine Frau, die sich gerade mit ihrer Nachbarin unterhielt, rief uns auf der anderen Straßenseite eine Frage zu. Ob wir ihre Katze gesehen hätten. Hatten wir leider nicht, also zogen wir wieder weiter.

Schließlich sahen wir das Zentrum der Stadt Niagara Falls vor uns auftauchen: Ein riesiges Kasino namens "Seneca" (wie ironisch, hat nichts mit stoischer Philosophie zu tun, wohlgemerkt) mit einer Menge geschlossener Touristenläden drum herum. Vielleicht blühen die hier wieder auf, wenn es Sommer ist und die Saison hier losgeht, wer weiss.

Uns vielen auch einige Gebäude auf, die im so genannten "brutalistischen" Baustil gebaut waren. Diese Gebäude hatten oft überhaupt keine Fenster! Später in Buffalo erfuhren wir, dass sie so gebaut wurden, in der Hoffnung, dass "die Menschen sich dann besser konzentrieren konnten", d. h. weniger abgelenkt werden.

Nachdem wir ein wenig herumgelaufen waren, fanden wir den Weg zum Fluss "Niagara". Dort bekamen wir eine Menge schöner Natur zu sehen. Das erste, was wir sahen, war ein schöner Vogel, ein Rotflügelstärling:

redwingblackbird

Elli war ganz angetan von dem Vogel und seinem Balz und zückte dann plötzlich ein riesiges Kameraobjektiv hervor, von dem ich gar nicht geahnt hatte, dass wir es dabei hatten. Daher haben wir also jetzt diese scharfen Vogelfotos.

ellimitcamera

Wir gingen noch ein Stück weiter und trafen auf ein paar Kanadagänse und etwas, das wie Nutria aussah. Wir sahen auch die immer stärker werdende Strömung des Flusses und vor uns hing ein weißer Nebel, der Dampf, den der Fluss am Wasserfall erzeugte.

Zuerst gingen wir den "Riverway" entlang, dann überquerten wir die Fußgängerbrücke zur "Goat Island", und als wir zur "Luna Island" gingen, sahen wir den riesigen Wasserfall vor uns auftauchen. Es war ein seltsamer Gedanke, so viel Wasser fließen zu sehen und in die Tiefe donnern zu hören. 3.160 Tonnen Wasser pro Sekunde.

Es war unglaublich.

Wir besuchten dann die "Höhle der Winde", in der Hoffnung, wir könnten dann hinter dem Wasserfall stehen, in einer Art Höhle hinter dem Wasserfall. Leider mussten wir aber feststellen, dass dies nur im Sommer möglich ist. Allerdings gab es ein lustiges kleines Museum darüber, wie Nikola Tesla hier als erster die Kraft des Flusses nutzte, indem er mit seinen Generatoren Wechselstrom einfangen konnte. Das war irgendwann in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Von da an entstanden rund um die Niagarafälle verrückte Elektrizitätswerke, die alle das Potenzial des Wasserfalls ausnutzen wollten.

wikipediaNiagaraFallsMills

Es wurde überall so hässlich, dass in den frühen 1880er Jahren eine Bewegung namens "Free Niagara" entstand. Um 1883 fand die Bewegung Gehör und der Niagara-Fall wurde zum ersten "Nationalpark" (State Park) der USA. Das bedeutete übrigens nicht, dass die Stromerzeugung eingestellt wurde: Die Fälle produzieren immer noch 4 Millionen Kilowatt, die sich die USA und Kanada teilen. Das kleine Museum informierte uns auch über die Anzahl der Wagemutigen, die versucht haben, in Fässern den Wasserfall hinunterzustürzen: die Todesrate scheint dabei recht hoch zu sein, ich glaube, mehr als die Hälfte. Der erste Mensch, der es schaffte und überlebte, war eine Frau im Jahr 1901. Ihr Name war "Annie Edson Taylor".

Die Felsen der Niagarafälle sind übrigens voller Vögel, weil sie in den Felswänden und an den Ufern nisten. Leider sahen wir nur Möwen und gelegentlich einen Kormoran. Auffälligerweise wimmelte es aber nur so von Schlangen auf den Felsen! Ich befragte einen der Mitarbeiter dazu, der mir antwortete, dass es sich um "Garter Snakes" (Strumpfbandnattern) handelte, also nichts Besonderes hier in der USA. Die Wikipedia-Seite über diese Tiere ist jedoch recht interessant.

Wir hatten also eine schöne Zeit in Niagara falls, zumindest an den Wasserfällen, fanden die Stadt aber eher traurig. Und so sind wir jetzt auf dem Weg nach Buffalo. Von dort aus fahren wir dann über Nacht mit der Amtrak nach Chicago.

Tags: USA, April, Niagara-Fälle, 10-April

Mittwoch, 10 April: Via Buffalo nach Chicago

April 17, 2024 — R.A. te Boekhorst

Ich sitze auf einer Bank an einem völlig heruntergekommenen Busbahnhof in Niagara Falls. Wer hätte gedacht, dass dieser Ort, den ich nur von den schönen Wasserfällen und allen (für Touristen) gephotoshoppten Bildern kenne, so ein schäbiger hässlicher Ort ist. Hätten wir bei Wikipedia etwas besser nachgelesen, hätten wir erfahren können, dass dieses Städtchen zu den Städten mit der höchsten Kriminalität im Staat New York gehört und die Wirtschaft in viel schlechterer Verfassung ist als im kanadischen Teil der Stadt. Städte, die durch eine Grenze getrennt sind, geben immer einen guten Hinweis darauf, welches Land sich besser um seine Bürger kümmert (siehe z. B. das Buch "Why Nations Fails").

Wie auch immer, jetzt sind wir noch da, in der Stadt Niagara Falls und sitzen gemeinsam draußen auf einer Bank, weil man sich im Busbahnhof nicht gut aufhalten kann: Dort stinkt alles nach Rauch, schlimmer als in einer Kneipe. Gestern wars ähnlich. Als wir gegen 21 Uhr hier ankamen, mussten wir auch lange warten, denn der Bus war zu früh losgefahren, vor unserer Nase weg. So mussten wir gestern eine Stunde oder so auf den nächsten warten. Auch gestern trieben sich hier seltsame und verirrte Leute herum: Eine betrunkene Frau war da und unterhielt sich (brüllend) mit zwei Leuten, die beide ziemlich high waren (vom Kiffen). Sie schien sogar für die Busfirma der Statin hier zu arbeiten, das konnte man an ihrem Namensschild erkennen. Ein kleiner Junge von etwa 10 Jahren gesellte sich ebenfalls zur Gruppe, offenbar war er es hier gewohnt. Wenig später tauchte ein großer, fetter, amerikanischer Benzinschlucker von einem Auto auf. Jemand stieg aus. Dann näherte sich auch jemand aus einer versteckten Ecke, ein rauchender Mann mit einem Kind, es schrie herum im Kinderwagen, er stieg mit dem Kind ein. Dann kam aber unser Bus, wir konnten nicht mehr sehen, was weiter so geschah, aber wir waren froh, dass wir wegkamen.

Seltsamerweise hatte ich das Gefühl, dass diese Bushaltestelle auch ein Ort war, an dem sich Menschen trafen. Also hatte sie vielleicht wirklich die Funktion einer Kneipe. Mir ist auch aufgefallen, dass viele Leute hier miteinander reden; einfach aufeinander zugehen und dann anfangen, miteinander zu kwatschen. Das ist eigentlich eine schöne Sache und etwas, woran ich und Elli uns erst noch gewöhnen müssen: Die Leute kommen einfach so auf einen zu, fragen einen, woher man kommt. Sie fragen auch sehr schnell nach deinem Vornamen, was in Europa etwas sehr persönliches ist, nach dem man nicht so leicht fragt. Sie sagen darauf etwas wie "Rafael, es hat mich sehr gefreut, dich kennenzulernen". Genauso kam jetzt auch eine verirrte Person, eine Art Semi-Obdachloser der auch auf den Bus wartete, auf uns zu, um ein solches Gespräch zu führen. Eigentlich sehr freundlich. Doch jedes Mal bin ich misstrauisch und es dauert eine Weile, bis ich begreife, dass die Person, die auf mich zugeht, nur reden und sozial sein will. Vielleicht tun sie das auch, weil sie eine Art Sicherheit schaffen wollen: Man hat sozusagen schon ein paar Worte gewechselt, weiß schon ein bisschen mehr voneinander, und dann ist die Atmosphäre ein bisschen ruhiger. Ich weiß es nicht, ich stelle hier nur mal ein paar Theorien auf.

Egal, weiter mit der Geschichte. Wir warteten also wieder, zum zweiten Mal, um genau zu sein, am heruntergekommenen Busbahnhof in Niagara Falls. Diesmal machten wir uns aber auf den Weg nach Buffalo. Und jetzt waren wir auch ein bisschen besser vorbereitet. Wir hatten gelernt, dass es besser ist, Bustickets mit einer App zu kaufen, denn an den Automaten hat man oft nicht alle besten Tickets (wie das Tagesticket, das oft fehlt, aber in der App vorhanden ist) und beim Busfahrer kann man fast nie ein Ticket kaufen. Übrigens hätten wir auch einfach ohne Ticket fahren können: Wir haben schon oft gesehen, wie eine armer Mensch einsteigt und sein ungültiges Ticket auf den Scanner legt, ein lautes Fehlergeräusch "biiiips" ertönt und der Fahrer und der Kunde schauen sich gegenseitig wissend an, worauf der Fahrer nickt und der Kunde einfach in den Bus geht. Im Grunde kann man also auch ohne Fahrschein fahren hier. Aber Elli und ich zahlen einfach, wahrscheinlich, weil wir nicht anders können (denn wir sind das wahrscheinlich so gewohnt und halten es für richtig oder so), aber auch, weil wir den öffentlichen Nahverkehr hier unterstützen wollen: der bekommt sowieso viel zu wenig Geld, was man an den ganzen veralteten Bussen und Fahrkartenautomaten sieht.

Jedenfalls sind wir also gerade dabei die Niagarafälle wieder zu verlassen! Aber vielleicht sollte ich zuerst was über unseren Besuch an die Stadt und vor allem an den Niagarafällen erzählen. Also, Entschuldigung, spulen wir zurück zu unserer Ankunft: Am 9. April sind wir mit einem Amtrak-Zug angekommen. Wir sind 3. Klasse gefahren (würde ich mal behaupten), also nur mit einem Sitz zum Schlafen.... und unterwegs fuhren wir durch die endlose Prärie... besuchten kurz das Dorf Amsterdam.... fuhren durch Rochester... und erreichten schließlich den kleinen Bahnhof von Niagara Falls:

amtrack-niagarafalls-station

Von dort aus liefen wir etwa 20 Minuten zu dem bereits erwähnten obskuren Busbahnhof. Auf dem Weg dorthin stießen wir auf ein paar leerstehende Gebäude, die bereits einen Hinweis auf die wirtschaftliche Situation hier gaben, aber sie waren hübsch dekoriert:

niagara-falls-ruins-with-paintings

Am zum Scheitern verurteilten Busbahnhof nahmen wir den Bus zu unserem Motel, der "Icono Lodge".

Was sind Motels? Motels sind nur ein bisschen billiger als Hotels oder Pensionen in Europa. Außerdem liegen sie (wie im Grunde alles andere auch) an einer Hauptstraße. Der Unterschied zu einem normalen Hotel besteht eigentlich nur darin, dass alles um den Parkplatz herum gebaut ist. Der Parkplatz mit den Autos ist das Epizentrum eines Motels und der Rest spielt sich sozusagen darum herum ab. Wie eine Art deutscher 2-Seiten-Hof geht das Gebäude um den Parkplatz herum. In der Mitte des Parkplatzes gibt es dazu oft einen kleinen Swimmingpool. Da kann man dann schön neben geparkten Autos baden oder so (yeah!).

Abgesehen davon ist es so ziemlich dasselbe wie in einem billigen Hotel: man schläft dort und hat eine Art Frühstück.... ah, da gibt es aber noch einen Unterschied. In einem Hotel in Deutschland oder den Niederlanden gibt es oft eine Art Buffet im Hotel. Da gibt es oft Obst, Joghurt und belegte Brötchen. Es gibt Tee, Kaffee, heisse Schokolade, alle Arten von Marmelade und dann diese Platten mit Käse und Fleisch, die man mit einer dieser langen Gabeln abstechen muss, während eine Reihe von hungrigen Menschen hinter einem steht und ungeduldig auf dich wartet. In einem Motel ist das nicht so. In einem Motel gibt es eine Art Kaffeemaschine, die wässrigen Kaffee produziert oder auch wässrige heisse Schokolade oder heißes Wasser (für Tee), und dann gibt es all diese Plastikbecher mit Butter, Marmelade und Erdnussbutter. Es gibt auch Bagels (!) und Toastbrot. Außerdem gibt es noch eine Waffelmaschine: ein seltsames Gerät, in das man Teig einfüllen muss, was man vorher aus einem großen Plastikbehälter in einen Plastikbecher abgefüllt hat. Der Plastikbehälter mit Teig sieht aus wie ein Bierfass und hat auch einen Zapfhahn (aus Plastik). Den Teig gießt man über das Waffeleisen und dann wartet man, bis eine Art automatischer Alarm losgeht... dann holt man sich das Ding (die Waffel) heraus. Darauf öffnet man drei Behälter mit Marmelade und leert sie über die Waffel. Natürlich macht man das alles auf einem Einweg-Pappteller. Dann verschlingt man alles mit Plastikmesser und -gabel. Komischerweise sind bei so einem Motel-Frühstück gar nicht so viele Leute dabei, vielleicht mag nicht jeder es so sehr.

Jedenfalls würdest du danach, als typischer Amerikaner, also nach deinem kohlenhydratreichen Frühstück, mit deinem dicken Auto irgendwohin fahren, um noch mehr zu essen oder dir die Niagarafälle, also diese gigantischen Fälle, anzusehen. Danach ziehst du dann weiter zum nächsten Motel oder so. So stelle ich mir das vor. Aber wir hatten leider kein Auto. Also sind wir zu Fuß gegangen. Auch weil wir ein bisschen mehr von der Stadt sehen wollten: Wir pakten uns ein par kleine Rucksäche mit was zu trinken ein und liefen dann eine hässliche große Straße entlang, dabei kamen wir an einigen Industrieanlagen vorbei ....

und gelangten schließlich in eine Art bewohnbares Gebiet. Dort sahen die Häuser zwar nett aus, aber manchmal schien das Leben ziemlich arm zu sein....

Auch hier waren die Leute sehr kontaktfreudig und wollten sich mit uns unterhalten, sobald sie uns sahen. Es waren jedoch nicht viele Menschen auf den Straßen. Wir trafen nur auf ein paar Autos, sehr viele Eichhörnchen, ein paar schöne Vögel, wie den Blauhäher, den wir leider nicht fotografieren konnten, und auch ein paar ziemlich große Wachhunde. Eine Frau, die sich gerade mit ihrer Nachbarin unterhielt, rief uns auf der anderen Straßenseite eine Frage zu. Ob wir ihre Katze gesehen hätten. Hatten wir leider nicht, also zogen wir wieder weiter.

Schließlich sahen wir das Zentrum der Stadt Niagara Falls vor uns auftauchen: Ein riesiges Kasino namens "Seneca" (wie ironisch, hat nichts mit stoischer Philosophie zu tun, wohlgemerkt) mit einer Menge geschlossener Touristenläden drum herum. Vielleicht blühen die hier wieder auf, wenn es Sommer ist und die Saison hier losgeht, wer weiss.

Uns vielen auch einige Gebäude auf, die im so genannten "brutalistischen" Baustil gebaut waren. Diese Gebäude hatten oft überhaupt keine Fenster! Später in Buffalo erfuhren wir, dass sie so gebaut wurden, in der Hoffnung, dass "die Menschen sich dann besser konzentrieren konnten", d. h. weniger abgelenkt werden.

Nachdem wir ein wenig herumgelaufen waren, fanden wir den Weg zum Fluss "Niagara". Dort bekamen wir eine Menge schöner Natur zu sehen. Das erste, was wir sahen, war ein schöner Vogel, ein Rotflügelstärling:

redwingblackbird

Elli war ganz angetan von dem Vogel und seinem Balz und zückte dann plötzlich ein riesiges Kameraobjektiv hervor, von dem ich gar nicht geahnt hatte, dass wir es dabei hatten. Daher haben wir also jetzt diese scharfen Vogelfotos.

ellimitcamera

Wir gingen noch ein Stück weiter und trafen auf ein paar Kanadagänse und etwas, das wie Nutria aussah. Wir sahen auch die immer stärker werdende Strömung des Flusses und vor uns hing ein weißer Nebel, der Dampf, den der Fluss am Wasserfall erzeugte.

Zuerst gingen wir den "Riverway" entlang, dann überquerten wir die Fußgängerbrücke zur "Goat Island", und als wir zur "Luna Island" gingen, sahen wir den riesigen Wasserfall vor uns auftauchen. Es war ein seltsamer Gedanke, so viel Wasser fließen zu sehen und in die Tiefe donnern zu hören. 3.160 Tonnen Wasser pro Sekunde.

Es war unglaublich.

Wir besuchten dann die "Höhle der Winde", in der Hoffnung, wir könnten dann hinter dem Wasserfall stehen, in einer Art Höhle hinter dem Wasserfall. Leider mussten wir aber feststellen, dass dies nur im Sommer möglich ist. Allerdings gab es ein lustiges kleines Museum darüber, wie Nikola Tesla hier als erster die Kraft des Flusses nutzte, indem er mit seinen Generatoren Wechselstrom einfangen konnte. Das war irgendwann in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Von da an entstanden rund um die Niagarafälle verrückte Elektrizitätswerke, die alle das Potenzial des Wasserfalls ausnutzen wollten.

wikipediaNiagaraFallsMills

Es wurde überall so hässlich, dass in den frühen 1880er Jahren eine Bewegung namens "Free Niagara" entstand. Um 1883 fand die Bewegung Gehör und der Niagara-Fall wurde zum ersten "Nationalpark" (State Park) der USA. Das bedeutete übrigens nicht, dass die Stromerzeugung eingestellt wurde: Die Fälle produzieren immer noch 4 Millionen Kilowatt, die sich die USA und Kanada teilen. Das kleine Museum informierte uns auch über die Anzahl der Wagemutigen, die versucht haben, in Fässern den Wasserfall hinunterzustürzen: die Todesrate scheint dabei recht hoch zu sein, ich glaube, mehr als die Hälfte. Der erste Mensch, der es schaffte und überlebte, war eine Frau im Jahr 1991. Ihr Name war "Annie Edson Taylor".

Die Felsen der Niagarafälle sind übrigens voller Vögel, weil sie in den Felswänden und an den Ufern nisten. Leider sahen wir nur Möwen und gelegentlich einen Kormoran. Auffälligerweise wimmelte es aber nur so von Schlangen auf den Felsen! Ich befragte einen der Mitarbeiter dazu, der mir antwortete, dass es sich um "Garter Snakes" (Strumpfbandnattern) handelte, also nichts Besonderes hier in der USA. Die Wikipedia-Seite über diese Tiere ist jedoch recht interessant.

Wir hatten also eine schöne Zeit in Niagara falls, zumindest an den Wasserfällen, fanden die Stadt aber eher traurig. Und so sind wir jetzt auf dem Weg nach Buffalo. Von dort aus fahren wir dann über Nacht mit der Amtrak nach Chicago.

Tags: USA, April, Niagara-Fälle, 10-April

Dienstag 9 April: Auf dem Weg zu den Niagara Falls

April 09, 2024 — R.A. te Boekhorst

Wir sind unterwegs! Sieht ziemlich vertrocknet aus die Natur hier.

Jetzt sind wir in Rochester, also hier:

Die Landschaft ist etwas gelb, vielleicht weil es noch Frühling ist oder doch sehr trocken.

Tags: usa, april, niagara-falls