16-18 April, Amtrak: Chicago-Seattle
Am 16. stiegen wir in den Amtrak, den "Empire Builder" ein. Da bekamen wir ein kleines schnuckeliges Kabuff, ja ja, ein erste Klasse Zimmer mit zwei Betten! Inklusive 3 Mahlzeiten (mit je 1,2 und 3 Gängen) pro Tag. Und guten Service. Wir hatten eine mega nette Schaffnerin, die uns die Bette aus- und zugeklappt hat und mit der man gut reden konnte.
Abends am 16. hatten wir so um 19uhr unser Diner im Restaurant-Wagon. Eine kräftige Kellnerin setzte uns mit zwei anderen Männern zusammen am Tisch. Das würde sie ab jetzt immer machen und so konnten wir mit ganz vielen Leuten aus dem Zug ins Gespräch kommen. Die zwei Männer vor uns kamen aus der Nähe von Canada. Also nah an der Grenze. Der eine war sogar Kanadier. Beide waren freundliche ruhige Typen. Sie waren gute Freunde und machten so was jedes Jahr für ein par Tage. Viel Urlaub gibt es nämlich nicht in der USA: 10 Tage minimal ungefähr, also viel weniger als in der EU.
Am 16. haben wir Abends nicht viel mehr gemacht nach dem Abendessen. Wir haben uns noch kurz in das "Observatory Deck" Gesetzt, das ist der Obere Teil (jeder Wagon hat sozusagen 2 Stockwerke) der eine Art "Panorama-Blick" ermöglicht. Die ganze Wand und ein Teil der Decke besteht so zu sagen aus Fenstern.
Wir schliefen ok im Zug, für mich war es etwas kalt, ich schlief unten am Fenster und Elli hatte etwas weniger Platz, sie schlief oben.
Ich wachte auch relativ früh schon wieder auf.
Um 8uhr sind wir wieder in den Speisewagon und haben dort unser Frühstück genossen: Es gab 3 sehr leckere Gerichte, ich weiss sie nicht mehr auswendig. Kann mal schauen ob ich den Link noch finden kann. Jedenfalls setzte die kräftige Frau uns wieder mit einem interessanten Menschen zusammen. Dieses mal einer der in der Pharma-Industrie arbeitete. Der erzählte uns viel über seine Katze und über seine Arbeit. Ich habe ihn natürlich über Fentanyl gefragt. Das ist eine Art Medikament was in der USA anscheinend zur Strassendroge geworden ist. Er erzählte uns, dass es wohl illegal im Umlauf wär, also irgendwie illegal verhandelt würde und das viele der Junkies die wir in den Großstädten sahen wohl abhängig von Fentanyl waren.
Dann haben wir uns wieder in das Observatory Deck gesetzt und dort viel gelesen. Ich hab auch viel Bilder aussortiert und an diesem Block gearbeitet. Es gab ja noch einiges über Chicago zu berichten. Gleichzeitig sahen wir rund uns herum die langweilige Öde Steppe von North-Dakota an uns vorbeiziehen. Grün, relativ Flach (ab und zu ein par Hügel), viele große Autos, viele kaputte Autos und vor allem viele Ölfelder: So Ölwippen (weiss gerade nicht wie wirklich heißen, ah ja "Tiefpumpen" oder besser "Pferdekopfpumpen", die hier) die gespenstisch überall schwarzes Gold aus den Boden pumpten.
Wir stiegen auch kurz im Ort "Minot" aus, weil der Zug wieder aufgetankt werden musste mit Diesel.
Da wir drei Stunden Verspätung hatten geschah folgendes: wir verpassten die Fahrt durch "Glacier National Park"), bzw. wir fuhren durch, aber draussen war alles dunkel. Wir konnten gerade noch so den Schnee erkennen. Ich hab mich dann entschieden morgen vor Sonnenaufgang aufzustehen und hoffentlich noch einen kleinen Rest vom Park oder jedenfalls der Bergen auffangen zu können. Ein bisschen was konnte ich noch fotografieren, leider aber durch die Fenster des Zuges durch, also nicht sehr scharf.
Dann ging die Fahrt wieder weiter. Zuerst durch grüne Fläche und dann aber durch schöne Täler mit Flüssen und ganz vielen Obstplantagen.
Wir sahen sie an uns vorbeiziehen während wir am Mittagessen waren mit einem netten Manager einer Kleiderkette.
Er war chef von so 50 Läden an der Ostküste der USA. Ein sehr netter Man. Ich hatte zufällig gerade ein Freakonomics Podcast über "Trader Joe", was wohl eine Art Aldi in der USA ist und sehr beliebt ist. Übrigens ist Trader Joe tatsächlich Eigentum der Besitzer von Aldi und somit Deutsch. Im Gegensatz zu anderen großen Supermärkten (wie Wallmart) funktioniert Trader Joe sehr gut, weil es genau nicht das tut, was die anderen tun:
- Trader Joe macht keine Werbung
- Trader Joe verfolgt (tracking) seine Kunden nicht
- Trader Joe bietet nicht massenhafte Auswahl von Produkten an, sonder selektierte Produkte (eher bio, organisch und mit schönem Design)
- Trader Joe investiert in gute menschliche Mitarbeiter (solche mit sozialen Fähigkeiten, die also mit ihren Kunden reden können) und zahlt gute Gehälter
- Trader Joe automatisiert kaum etwas, ich glaub die haben nicht mal eine Website!
Und Trader Joe macht bessere Umsätze als die großen Supermärkte! Super finde ich das. Später am Abend kam sogar die Schaffnerin vorbei, sah unseren Trader Joe Einkaufsbeutel und sagte: "Wo habt ihr den bei Trader Joe eingekauft? Wir lieben Trader Joe! Ich fahre so und so viele Kilometer um, damit ich den Laden besuchen kann!"
Gegen 13uhr kamen wir dann in Seattle an. Wir sind sofort ins Hotel gefahren, haben unsere Sachen hingestellt und sind dann für einen kurzen Spaziergang nach Seattle zurückgedüst. Eine sehr schöne Stadt die wir in den nächsten Tagen noch viel erkunden würden. Uns viel aber leider wieder auf, dass es sehr viele Junkies und Obdachlose auf der Strasse gab, wir sahen sogar ein Mann auf der Strasse liegen, neben einer Ampel...
Dann haben wir noch eine sehr schöne Bibliotheek besucht, danach den Bus ins Hotel genommen und dort wunderbar geschlafen.